Der Biorhythmus

Basiert im Wesentlichen auf der Beobachtung, dass jedes natürliche Geschehen nach einem individuellen Rhythmus funktioniert, wozu z.B. der Tag-Nacht-Wechsel, Sommer- und Winterzeiten, der Menstruationszyklus der Frau, die sich mit Tagesverlauf verändernde Körpertemperatur, die Schlafphasen und die Abfolge der Herzschläge, gehören. Von dieser Erkenntnis war es nur ein kleiner Schritt zu der Frage, ob nicht der gesamte Mensch in seiner Einheit ab Beginn seiner Geburt einem persönlichen Zeitrhythmus unterworfen ist, der Einflüsse auf Ereignisse oder Veränderungen hat, indem er die Kräfte und Energien eines jeden steuert.

Die Lehre vom Biorhythmus bejaht diese Frage und erkennt diesen quasi als ein Naturgesetz an, dem der Mensch trotz immer größer werdender Distanz zu seinen natürlichen Lebensgewohnheiten unterworfen ist.

Es wird grundsätzlich davon ausgegangen, daß sich Regenerations- und Aktivphasen ständig abwechseln, was Hochstimmungen, Phasen der Müdigkeit, „Pechsträhnen“, Krankheitsausbrüche und allgemein gesagt, gute oder eher schlechte Zeiten erklärt. Auch Sie selbst werden sich bestimmt schon gefragt haben, warum Sie an manchen Tagen leistungsfähiger sind und sich dann an anderen wiederum lustlos fühlen. Eine Erklärung für dieses Phänomen bietet die Beschäftigung mit dem persönlichen Biorhythmus, der wie die Astrologie Aussagen über die Zeitqualität macht.

Überforderungen entstehen, wenn wir gegensätzlich zur angezeigten Ruhephase, laufend und immer wieder über unsere inneren Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele hinausgehen und unserem inneren Rhythmus entgegenwirken.

Was kann man nun vom Biorhythmus genau erwarten?

Sicherlich keine Vorhersage konkreter Ereignisse von der Art, ob man die Liebe seines Lebens treffen oder Erfolg mit bestimmten Unternehmungen haben wird. Doch hilft die Kenntnis vom Biorhythmus dabei, die Situationen, in denen man sich befindet, richtig einzuschätzen. Es geht also darum, Feingefühl für die periodisch stattfindenden Schwankungen von körperlichem, geistigem und seelischem Befinden zu entwickeln und darauf Rücksicht zu nehmen, daß man nicht immer die gleichen Leistungen von sich fordern kann. Wenn man seine biorhythmischen Zyklen kennt, kann man sich auf diese einstellen und sie sich vorausschauend zunutze machen, indem man beispielsweise nach Möglichkeit wichtige Termine auf dafür günstige Tage legt, oder auch an kritischen Tagen vorsichtig ist und Streß so gut es geht vermeidet.

Außerdem wird der Biorhythmus für den Partnervergleich verwendet, da es nur allzu einleuchtend ist, daß sich Menschen, deren Rhythmen miteinander harmonieren, besser verstehen als solche, bei denen es in dieser Hinsicht große Abweichungen gibt.

Die wissenschaftliche Erforschung des Biorhythmus begann um die Jahrhundertwende, als der Arzt Dr. Wilhelm Fließ fast zeitgleich mit dem Psychologen Dr. Hermann Swoboda, der 23-tägige und 28-tägige Zyklen im Menschen feststellte. Etwas später konstatierte Dr. Friedrich Teltscher anhand der Untersuchung von Prüfungsergebnissen eine 33-tägige Kurve der geistig-intellektuellen Fähigkeit. Darauf folgten weitere statistische Untersuchungen von Verkehrsunfällen, Krankheitsausbrüchen, Selbstmorden u.s.w., die die bisherigen Erkenntnisse bestätigen.

Auch wenn die Diskussion noch lange nicht beendet ist und es immer noch Zweifler gibt, hat doch zum Beispiel die menschliche Tagesleistungskurve breite Anerkennung gefunden; kein Wissenschaftler würde von sich weisen, daß so etwas wie eine innere Uhr in jedem Menschen vorhanden ist, die Auswirkungen auf Körperfunktionen, Schmerzempfindlichkeit u.s.w. hat. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich bestimmt, die eigene Befindlichkeit bewußt wahrzunehmen, schriftlich zu fixieren und dadurch eine selbständige Erforschung des Biorhythmus zu betreiben.

Im Menschen sind insgesamt drei Rhythmen wirksam, die nicht nur getrennt, sondern auch kombiniert beobachtet werden sollten, da sie sich wechselseitig beeinflussen. Allen ist eigen, daß sie sich zunächst in der ersten Hälfte ihrer Dauer im positiven Bereich bewegen, dann die Mittellinie durchkreuzen und sich somit in der zweiten Hälfte im negativen Bereich bewegen. Der Zyklus beginnt dann schließlich mit nochmaliger Überschreitung der Mittellinie von neuem.

Der kürzeste Rhythmus ist der Körperrhythmus (rote Linie), der 23 Tage dauert. Er beeinflußt die körperliche Belastbarkeit, die Gesundheit und damit allgemein die physische Kondition. Die vitalen Kräfte sind in den ersten 11,5 Tagen gut, so daß beispielsweise medizinische Eingriffe möglichst in dieser Zeit vorgenommen werden sollten. In der zweiten Phase braucht der Körper Erholung; er ist weniger belastbar und leistungsfähig, worauf der Mensch mit Blick auf seine Gesundheit Rücksicht nehmen sollte. Problematisch können die Tage sein, an denen die Mittellinie überschritten wird (auch Wechseltage genannt), da sich der Körper dann nicht im Gleichgewicht befindet und somit anfälliger für Krankheiten ist; außerdem können aufgrund körperlicher Schwächen Konzentrationsschwierigkeiten auftreten, die eventuell zu Unfällen führen.

Der zweite Rhythmus ist der Seelenrhythmus (grüne Linie), der eine Dauer von exakt 4 Wochen hat und sich, wie der Name schon sagt, auf unsere seelische Befindsamkeit auswirkt. Er beeinflußt das Einfühlungsvermögen, die Kreativität, die Laune und nicht zuletzt das Verlangen nach Nähe und Zärtlichkeit. In den ersten 14 Tagen ist die Grundstimmung positiv; es fällt leicht, auf andere zuzugehen, Harmonie zu verbreiten oder sich schöpferisch zu betätigen. Schneidet die Kurve dann die Mittellinie, ist der Mensch in seiner Stimmung labiler, fühlt sich unausgeglichen und reizbar. Dadurch kann es zu unüberlegten Handlungen kommen, die für die Umwelt nicht gerade einfach nachzuvollziehen sind. In der zweiten Phase ist der Gemütszustand generell gedämpfter, und es kommt eher zu Depressionen oder Frust, was persönliche Beziehungen belasten kann.

Die geistige Befindlichkeit des Menschen wird vom dritten Rhythmus, dem sogenannten Geistrhythmus, widergespiegelt (blaue Linie). Er hat eine Dauer von 33 Tagen. Von seinem Entdecker Dr. Teltscher wurde er „intellektuelle Kurve“ genannt. Doch beschreibt dieser Rhythmus nicht nur die intellektuelle Leistungsfähigkeit, sondern auch die mentale Verfassung, die sich im Selbst-Bewusstsein oder in der Denkweise ausdrückt. Daher sind wir in der ersten Phase konzentriert und geistig beweglich; das Lernvermögen und die Auffassungsgabe sind gut, so daß Prüfungsvorbereitungen fruchten und die geistigen Herausforderungen möglichst in dieser Zeit angegangen werden sollten. Beim Kreuzen der Mittellinie, also nach 16,5 Tagen, können Verwirrtheit, Unschlüssigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten auftreten, weswegen wichtige Entscheidungen oder Verhandlungen besser an einem anderen Tag stattfinden sollten. In der zweiten Phase, der Ruhephase, brauchen wir eine Pause, um das Erlernte zu verdauen oder uns ohne Hast Gedanken über die zurückliegenden Ereignisse machen zu können. Das Reaktionsvermögen oder auch die Schlagfertigkeit ist etwas heruntergesetzt.

Bei der Weiterforschung des Biorhythmuses haben Günther Schelkle und Günther Happel entdeckt, dass es noch einen 4. Rhythmus gibt, die Wahrnehmungskurve. Der Mensch ist nicht in der Lage, zu jeder Zeit gleich gut auf die Wahrnehmung und die Empfindsamkeit zu reagieren. Der Wahrnehmungsrhythmus läuft im 35 Tagesrhythmus.